In diesem Beitrag richte ich meinen Fokus auf individuelle Ängste von Menschen vor Veränderungen in ihrem Leben, und den Umgang mit ihnen.
Bereits in meinem ersten Beitrag zum Thema Veränderungen habe ich unter anderem die „emotionale Phasen der Veränderung“ dargestellt und mit „Ängsten“ auch „Mut“ angesprochen, die zweite Seite einer Medaille. Darauf möchte ich in diesem Beitrag vertiefend eingehen, wobei ich nicht auf psychische Angststörungen wie Panikattacken etc. fokussiere; hier gebe ich gerne weiter an meine liebe Frau, die Inhaberin dieser Webseite. ????
Ängste im Leben von Menschen
Individuelle Ängste, die die meisten Menschen in ihrem Leben erfahren, können basieren auf der Furcht vor sozialer Bloßstellung, vor Misserfolg oder Gesichts-/Statusverlust, vor Liebesentzug, Einsamkeit oder Unfrieden, vor betrieblichen und beruflichen Veränderungen… Ängste dieser Art sind Bestandteil unseres Daseins. Wie aber gehen wir am besten mit ihnen um? Wie können wir Angst produktiv nutzen?
Angst ist eine normale Reaktion auf eine als Bedrohung wahrgenommene Situation. Die aus dieser Wahrnehmung entstehenden Gefühle stellten und stellen eine wichtige Überlebensfunktion dar. In einer gefährlichen Situation wird durch das Angstgefühl eine „Flucht- oder Kampf-Reaktion“ (englisch: Flight or Fight) ausgelöst, eine Reihe körperlicher Veränderungen, um darauf zu reagieren, bei unseren Vor-Vorfahren zum Beispiel, um vor einem aggressiven Tier zu fliehen oder sich zu verteidigen.
Es sind Gott sei Dank in der Regel keine lebensbedrohlichen Situationen, denen wir uns stellen müssen, sondern neben oder mit Ängsten verbundene Gefühle wie Eifersucht, Wut oder Sehnsucht, die in einen Gefühlsstrudel reißen können, Oberwasser über den Verstand gewinnen. Daraus kann eine große Kraft wachsen, wenn wir um eine Sache kämpfen, die uns am Herzen liegt.
Sich den Ängsten stellen
„Auch aus Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“ ist ein fälschlicherweise Johann Wolfgang von Goethe oder auch Erich Kästner zugeschriebenes Zitat, das ich früher gelegentlich nutzte und gerne auch an dieser Stelle anführe.
Beruflich und privat habe ich mich immer mal wieder gefragt, wie Menschen motiviert werden können bzw. ich ihnen Mut machen kann, aus der eigenen Sicherheits- oder Komfortzone herauszutreten und selbst aktiv zu werden gegen eigene Veränderungsängste und Unsicherheiten oder den „Inneren Schweinehund“.
Ziel sollte und konnte es ja nicht sein, dass sie sich wie Majestix, der Häuptling des gallischen Dorfes in Aremorica und einer der Hauptdarsteller der Asterix-Serie oder – geschichtlich verbürgt – die Kelten vor nichts und niemanden mehr fürchten: „Einzig und allein, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt.” Ziel eines Coachings oder einer Beratung ist es doch, Einzelpersonen und Organisationen auf ihrem Weg zu einem (weitgehend) selbstbestimmten Leben zu unterstützen, ihnen Mut zu machen, sich den immer wieder ergebenden Veränderungen zu stellen.
Wie heißt es im Stufengedicht von Hermann Hesse, aus dem ich bei meinem Abschied aus Hannover zitierte: „Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden … Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen … Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“
Zentrales Motiv im Leben von Menschen, die zu Angst neigen ist es, sich selbst gedanklich oder tatsächlich Sicherheit zu geben in Bezug auf Ressourcen, Beziehungen, Unversehrtheit und Seelenfrieden. Zu Ängstlichkeit neigende Menschen sind vorsichtig und behutsam, messen Sicherheit einen hohen Stellenwert bei und haben das Bedürfnis, das Umfeld bis zu einem gewissen Grad zu kontrollieren sowie sich auf aus Ihrer Sicht negative Ereignisse vorzubereiten.
Ängste überwinden, Mut haben
Menschen, die zu Angst neigen, haben Mut, weil sie mit ihrem Handeln oder Verhalten etwas riskieren, um etwas zum Positiven zu verändern und darauf Einfluss zu nehmen. Sie haben ein Ziel, das erreichbar erscheint und als wertvoll genug erscheint, um das mögliche Risiko des Scheiterns oder des Misserfolgs einzugehen. Auch wenn nicht jedes mutige Verhalten zum Erfolg führen muss – wer gar nicht erst wagt, wird niemals gewinnen.
Für Platon und Aristoteles war Mut – neben der Mäßigung, der Vernunft und der Gerechtigkeit – eine der wichtigsten Tugenden des Menschen: Weder der feige noch der draufgängerische Mensch werde glücklich. Auch Mutige haben Ängste zu überwinden. Solche Ängste sind notwendig, denn sie schützen vor Leichtsinn. Ein wirklich Mutiger ist nicht ein Mensch ohne Ängste; sondern einer, der die Ängste überwindet. Aber, so sagte Theodor Fontane (1819–1898): „Am Mute hängt der Erfolg!“
Mut braucht man, um für eigene Überzeugungen einzustehen und sich für sie einzusetzen, auch wenn damit ein persönliches Risiko verbunden ist. Mut bedeutet, nicht auszuweichen, sondern hervorzutreten und mit Worten oder Taten klarzumachen, was man für richtig hält. Es braucht Mut, um nein zu sagen. Hinzuschauen. Nicht wegzuschauen. Mut beginnt im Kleinen. Mut beginnt da, wo die Bequemlichkeit aufhört. Da, wo es einfacher wäre, zu lächeln und zu nicken. Mut bedeutet also notwendigerweise, Verantwortung zu übernehmen. Mut führt dazu, sich für eine bestimmte Sache oder für andere Menschen einzusetzen.
Egal in welchem Bereich wir mutig agieren – immer geht es darum, innere Kräfte zu mobilisieren, um vorhandene Ängste zu überwinden, was besonders gut gelingt, wenn wir ein starkes inneres Motiv dafür haben, warum sich das lohnt.
Beenden möchte ich diesen Blogbeitrag mit einem Zitat von Georg Christoph Lichtenberg, das Antrieb war für einen fünfjährigen, vom Niedersächsischen Landtag in Auftrag gegebenen Schulversuch, in dem ich mitgewirkt habe: „Ich kann nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“
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